National Trust - Mount Stewart
Sehenswürdigkeit | Newtownards | Nordirland | Großbritannien
Historische Gartenlandschaften in Nordirland
Das National Trust - Mount Stewart in Newtownards, Nordirland, ist eines der herausragendsten Herrenhäuser und Gartenanlagen Großbritanniens und ein wahres Juwel im Besitz des National Trust. Dieses Anwesen, das am Ufer des Strangford Lough liegt, etwa fünf Meilen außerhalb von Newtownards, war über Jahrhunderte hinweg der irische Familiensitz der Familie Stewart, später bekannt als Vane-Tempest-Stewart, die den Titel der Marquesses of Londonderry tragen. Mount Stewart verbindet eine reiche Geschichte mit außergewöhnlicher Architektur und weltberühmten Gärten, die eine Mischung aus künstlerischem Design und botanischer Vielfalt darstellen. Es ist ein Ort, der sowohl Natur- als auch Geschichtsliebhaber gleichermaßen begeistert und einen tiefen Einblick in das Leben der britischen und irischen Aristokratie bietet.
Architektur und Geschichte in Mount Stewart
Die Geschichte von Mount Stewart begann im Jahr 1744, als Alexander Stewart das ursprüngliche Anwesen, damals noch Mount Pleasant genannt, zusammen mit benachbarten Ländereien erwarb. Der Wohlstand der Familie, der durch den Handel mit Leinen begründet wurde, ermöglichte den Ausbau des Besitzes. Im 19. Jahrhundert wurde das Herrenhaus unter Robert Stewart, dem 2. Marquess of Londonderry, besser bekannt als Viscount Castlereagh, zu einem bedeutenden Ort. Castlereagh, ein prominenter britischer Außenminister, prägte die europäische Politik während des Wiener Kongresses. Später, im 20. Jahrhundert, erlangte Charles Vane-Tempest-Stewart, der 7. Marquess, Aufmerksamkeit durch seine umstrittene private Diplomatie mit Nazi-Deutschland, einschließlich eines Besuchs des deutschen Botschafters Joachim von Ribbentrop im Jahr 1936. Diese Ereignisse spiegeln sich in den Sammlungen des Hauses wider, darunter ein Allach-Porzellanfigürchen eines SS-Fahnenträgers, ein Geschenk von Hermann Göring, das bis heute erhalten ist.
Familiengeschichte der Vane-Tempest-Stewart
Das Herrenhaus selbst ist ein architektonisches Meisterwerk, dessen älteste Teile im frühen 19. Jahrhundert von George Dance the Younger im neoklassizistischen Stil gestaltet wurden. Der zentrale oktogonale Hauptsaal mit seinen ionischen Säulen und dem restaurierten schwarz-weißen Steinboden ist ein beeindruckender Empfangsraum, der die Pracht des Hauses unterstreicht. Spätere Umbauten, insbesondere unter Edith, der 7. Marchioness of Londonderry, fügten dem Inneren eine persönliche Note hinzu. Edith ließ die Innenräume in den 1920er und 1930er Jahren umfassend umgestalten, wobei sie Räume wie das Musikzimmer mit einem Parkettboden aus Eiche und Mahagoni oder den Speisesaal mit Familienporträts und historischen Artefakten neu gestaltete. Der National Trust hat das Haus 2015 nach einer dreijährigen Restaurierung in den Zustand der 1950er Jahre zurückversetzt, als Edith und ihre Familie dort lebten, wobei die Atmosphäre eines bewohnten Familienhauses bewahrt wurde.
Kulturelle Sehenswürdigkeiten in Newtownards
Die Gärten von Mount Stewart sind jedoch das wahre Herzstück des Anwesens und zählen zu den besten der Welt. Edith, Lady Londonderry, begann nach dem Ersten Weltkrieg mit der Umgestaltung der ursprünglich schlichten Rasenflächen in eine außergewöhnliche Gartenlandschaft. Dank des milden, subtropischen Klimas am Strangford Lough, beeinflusst durch den Nordatlantikstrom, konnte sie exotische Pflanzen aus aller Welt ansiedeln, die hier prächtig gedeihen. Die Gärten sind in verschiedene „Räume“ unterteilt, darunter der Shamrock Garden mit irischen Symbolen, der spanische Garten mit mediterranem Flair, der italienische Garten mit geometrischen Mustern und die Dodo-Terrasse mit skurrilen Zementfiguren. Ein großer See, von Edith erweitert, sowie Spazierwege durch den Lily Wood und das umliegende Waldgebiet ergänzen die Anlage. 1957 überließ Edith die Gärten dem National Trust, und 1977 folgte das Herrenhaus durch ihre Tochter Lady Mairi Bury, die bis zu ihrem Tod 2009 als letzte Bewohnerin dort lebte.
Botanische Vielfalt im National Trust
Für Besucher bietet Mount Stewart ein reichhaltiges Erlebnis. Das Herrenhaus kann teilweise besichtigt werden, wobei die Räume mit einer beeindruckenden Sammlung von Kunstwerken, darunter Porträts von Thomas Lawrence und Werke von George Stubbs, sowie Familienerbstücken gefüllt sind. Freiwillige Führer erzählen die Geschichte der Londonderrys und erklären Details wie die Bedeutung einzelner Gemälde oder die private Diplomatie des 7. Marquess. Die Gärten laden zu ausgedehnten Spaziergängen ein, mit über sechs Kilometern Wanderwegen, die durch die historische Landschaft führen. Ein besonderes Highlight ist der Temple of the Winds, ein achteckiges Banketthaus aus dem 18. Jahrhundert, entworfen von James „Athenian“ Stuart, das oberhalb des Lough thront und eine atemberaubende Aussicht bietet.
Das Anwesen umfasst auch praktische Einrichtungen wie ein Café, das regionale Spezialitäten serviert, und einen Laden mit lokalen Produkten und Pflanzen aus der hauseigenen Gärtnerei. Für Familien gibt es einen Naturspielbereich, und die weitläufigen Wege sind größtenteils zugänglich, auch wenn einige Abschnitte für Rollstühle oder Kinderwagen uneben sein können. Der Park ist ein Hotspot für Tierbeobachtungen, mit Rotwild, Dachsen und einer Vielzahl von Vögeln, die die Wälder und das Ufer bevölkern. Die Nähe zum Strangford Lough ermöglicht es, mit etwas Glück auch Robben zu entdecken.